Dias digitalisieren

Kamera und Projektor fertig montiert

Kamera und Projektor fertig montiert

Jeder, der wohl schon mehr als 20 Jahre fotografiert, hat sicher noch die Sammlung mit Kleinbilddias irgendwo in einem Regal stehen. Der Diaprojektor steht seit Jahren ungenutzt im Schrank. So ging es mir.

Schon lange hatte ich mit dem Gedanken gespielt meine zahlreichen Dias zu digitalisieren. Im vergangenen Jahr hatte ich mir dazu den Diascanner Reflecta DigitDia 6000 für einem Monat geliehen von der Firma Max Dowrtiel. Das hat alles prima funktioniert. Die Qualität war gut. Der Nachteil dieser Vorgehensweise ist, dass das Scannen sehr lange dauert, pro Magazin mit 50 Bildern etwa dreieinhalb Stunden, je nachdem, welche Bildverarbeitung man zusätzlich zum Scannen auswählt. Und es funktioniert mit der mitgelieferten Software nur sicher, wenn man dazu einen extra Rechner verwendet, der in dieser Zeit nichts anderes macht. Transportprobleme, wie von anderen Nutzern berichtet, hatte ich mit dem Gerät nicht. Der Scanner lief problemlos auch in der Nachtschicht.

Allerdings hatte ich jetzt wieder neue Dias zu scannen und in dem einen Monat nur das wichtigste verarbeitet. Also stand ich vor der Alternative neu ausleihen oder es anders zu versuchen.

Ich wusste, dass es vor mir schon viele gab, die mit ihrer Digitalkamera einfach die Dias abfotografiert hatten. Das kann man einfach so auf einem Leuchttisch oder auch im Diaprojektor selbst. Letzteres hat den Vorteil, dass man eben die Dias im Magazin lassen kann, einzig die Hochformatdias muss man drehen.

Ich entschied mich also für die letztere Variante, zudem ich endlich eine Kamera hatte (die Nikon D800), die locker in der Lage ist, die geforderte Auflösung zu bringen.

Also machte ich mich an den Bau eine „Reproduktionsstraße“.

Im Internet findet man viele Tipps dazu. Der entscheidende zum Umbau des Diaprojektors und dem nötigen Zubehör kam von einer Webseite in der auf das Fotonovum Diadigifix hingewiesen wurde. Kaufen kann man es hier.

Also habe ich mir das Diadigifix bestellt und mit dem Bau begonnen.

Meine Konstruktion

Zuerst habe ich mit einem kleinen Versuch ermittelt, welche Abstände ich von Kamera zu Projektor benötige. Diese Maße bestimmten bei mir die Länge das Grundbretts, auf dem ich alles aufgebaut habe. Mit dem 200 mm Makro Objektiv von Nikon brauchte ich dazu einen Abstand von 45 cm zwischen Dia (im Projektor) und der Chipebene der Kamera. Mit den Ausmaßen des Projektors musste damit mein Grundbrett ca. 75 cm lang sein und 25 cm breit. Bei der Konstruktion und der Auswahl des Objektives, mit dem man die Dias reproduzieren will, sollten Sie unbedingt darauf achten, dass das Diamagazin beim Vorlaufen nicht gegen die Kamera stößt, also weit genug weg sein mit der Kamera. Wenn Sie das zu spät merken, fangen sie fast noch mal von vorne an mit dem Bau des Grundgestells. Als Objektiv sollten Sie zu einer Makro-Linse greifen, damit Sie nah genug heran können, aber auch wieder nicht zu nah (siehe oben). Mit einem Zoom-Objektiv ist eine Brennweite von 100 bis 200 mm (je nach FX oder DX Formaten) angebracht um Verzerrungen zu vermeiden. Das Baumaterial ist Holz, MD Platte 22mm stark. Ein Kompaktkamera, auch mit hoher Auflösung, würde ich dafür nicht verwenden. Meist sind die Objektive nicht gut genug. Die Auflösung reicht bei einigen Modellen.

Die Schrauben sind sogenannte Schlossschrauben, beides preiswert aus dem Baumarkt.

Das Grundbrett mit der Bohrung rechts für die Befetigung der Kamera und Links zei Bohrungen zur Befestigung der Bühne für den Diaprojektor. Maße ca 75 x 25 cm.

Das Grundbrett mit der Bohrung rechts für die Befestigung der Kamera und Links zei Bohrungen zur Befestigung der Bühne für den Diaprojektor. Maße ca. 75 x 25 cm.

Der nächste Schritt ist zu überlegen, dass die Objektivachse und die Achse der Diaprojektion in gleicher Höhe sind und das Dia parallel zur Kamera steht. Kleine Ungenauigkeiten hier führen zu Verzerrungen im Bild und möglicherweise auch zu Unschärfe.

Da man hier alles nicht millimetergenau bauen kann, sollten die Ebenen justierbar sein: Am Ende, wenn alles zusammengebaut ist, muss man an ein paar Schrauben drehen können und die Konstruktion parallel ausrichten können.

Die Bühne für den Projektor auf der Grundplatte befestigt.

Die Bühne für den Projektor auf der Grundplatte befestigt.

Eine der vier Justierschrauben zur Ausrichtung des Peojektors

Eine der vier Justierschrauben zur Ausrichtung des Peojektors.

Projektors

Die Bühne in der Seitenansicht.

Die Bühne in der Seitenansicht.

Die Kamera auf der einen Seite des Grundbretts habe ich mit einem vorhandenen Manfrotto Stativkopf befestigt. Der Vorteil des Stativkopfes ist, dass man drauf die Kamera verschieben kann nach vorne und hinten und drehen und neigen. Natürlich kann man sich hier auch andere Lösungen ausdenken. Für mich war das die Einfachste, weil ich diesen Stativkopf zur Verfügung hatte. Einzige Schwierigkeit war, die geeignete Schraube zu bekommen, die für den Manfrotto-Stativkopf passt. Es ist kein gängiges Maß. Das Internet hat geholfen. Die Schraube ist 3/8″ – Inbus – Länge 25 mm und gibt es hier.

Der Stativkopf festgeschraubt. Hier kann man auch andere Befestigungen für die Kamera wählen

Der Stativkopf festgeschraubt. Hier kann man auch andere Befestigungen für die Kamera wählen

Der Projektor sollte jetzt mit einer Bühne auf die richtige Höhe und in der optischen Achse zur Kamera ausgerichtet werden. Dazu habe ich eine justierbare Bühne aus zwei Brettern gebaut. Mit den Schrauben an den vier Ecken, kann man alles wunderbar ausrichten.

Das Brett, auf dem der Projektor steht mit den Löchern für die Füße des Projektors.

Das Brett, auf dem der Projektor steht mit den Löchern für die Füße des Projektors.

Damit der Projektor immer an der richtigen und gleichen Stelle steht, habe ich zwei Löcher in das Brett gebohrt, in die sich die Füße des Projektors einsetzten. So steht er unverrückbar auf dem Brett. Die Stellräder am Projektor selbst kann man auch noch zur Justierung verwenden.

Damit war die Reproduktionsstraße fertig.

Änderungen am Projektor

Die Änderungen und Umbauten am Projektor waren in ein paar Minuten erledigt. Der Bausatz von Fotonovum beinhaltet alles, was man braucht. Man sollte nicht vergessen, die Linse zwischen Wärmeschutzfilter und Lampe zu entfernen. Sie verhindert eine gleichmäßige Ausleuchtung des Dias.

Das veränderte Innenleben des Projektors. Vorne die Mattschaibe. Hinten die Sammellinse entfernt.

Das veränderte Innenleben des Projektors. Vorne die Mattscheibe. Hinten die Sammellinse entfernt.

Mattscheibe

Das Objektiv im Projektor entfernt und die Lampe durch eine weniger helle ersetzt.

Das Objektiv im Projektor entfernt und die Lampe durch eine weniger helle ersetzt.

Die „Mattscheibe“ ist schnell zurecht geschnitten. Ich habe sie dreifach übereinander eingesetzt zur besseren Streuung.

Vor der eigentlichen Digitalisierung steht jetzt noch die Feinjustierung und ein paar Testaufnahmen.

Die optische Achse muss sehr genau stimmen.

Die optische Achse muss sehr genau stimmen.

Kamera und Projektor fertig montiert

Kamera und Projektor fertig montiert

Ich habe alle Fotos in NEF Rohdatenformat erstellt. Das ermöglicht eine bessere Nachbearbeitung. Die Dias habe ich von Hand transportiert und von Hand ausgelöst. Das geht im Sekundentakt. Ein Magazin mit 50 Bildern dauert ca. zwei Minuten. Wenn ein Dia klemmt, hat man das selbst „in der Hand“. Die Geschwindigkeit ist im Vergleich zu den Diascannern (drei bis vier Stunden) enorm Die Qualität mindestens genau so gut. Zeitweise hatte ich die Kamera auch mit Nikons Camera Control Software direkt an den PC angeschlossen und über den PC gesteuert. Es geht aber auch sehr gut ohne und die Bilder auf die Speicherkarte zu schreiben und dann in den PC zu importieren.

Bildbearbeitung

Ich bearbeite alle meine Bilder mit Adobe Lightroom. Für die gescannten Dias habe ich mir eine Voreinstellung zum Importieren erstellt. Sie nimmt Rücksicht auf den hohen Kontrast der Dias. Die Tiefen werden angehoben und die Lichter verstärkt. Die Klarheit verbessert. Nach diesen Voreinstellungen ist das Wichtigste, den Horizont in den Bildern gerade auszurichten und möglicherweise vorhandene Farbstiche zu beseitigen. Alle weitere Bearbeitung kann man, muss man nicht. Dazu gehört es Staubflecken zu entfernen, was hier im Gegensatz zu den Scannern nicht automatisch passiert. Hier ein Beispielbild:

Ein Dia aus dem Jahr 1956 auf die beschrieben Weise digitalisiert.

Ein Dia aus dem Jahr 1956 auf die beschrieben Weise digitalisiert.

Aus einigen Dias habe ich zum krönenden Abschluss mit MAGIX Fotos auf DVD 2013 Deluxe eine Video-Dia-Schau erstellt, die man am Fernsehgerät oder im PC mit der passenden Musik unterlegt und schönen Übergangen angenehm betrachten kann. So kommen die Bilder von damals wieder zurück in die Gegenwart.

4 Gedanken zu „Dias digitalisieren

  1. Pingback: Dias Digitalisieren – Teil 2 | Meine Fotos und Foto-Tipps

  2. Vielen Dank für diesen Beitrag, schön dass er auch nach acht Jahren noch online ist. Von meinem Vater habe ich noch „Tonnen“ von Dias, deren Digitalisierung mit meinem Scanner viel zu zeitaufwändig wäre. Ich hab mir eine ähnliche Konstruktion gebastelt und mit dem erhaltenen Voigtländer VP 135 AF ( ziemlich baugleich mit Rollei P 35 Autofocus, dem meist produziertem Diaprojektor aller Zeiten, siehe https://reconact.de/rolleivision/rollei-diaprojektor/p35/ ) recht gute Ergebnisse erreicht. Die Panasonic GX 80 ( m 4/3 ) mit Olympus 60 / 2,8 Makro ( 120 eqv. ) musste ich im Hochformat befestigen, sonst gibt es einen Konflikt mit dem Diamagazin, die Frontlinse ist nur etwa 15 mm vom Projektorgehäuse entfernt. Umbausatz von Diadigifix war leicht zu handhaben, die Leuchte für den Autofocus einfach mit einem isolierenden Plättchen ausgeschaltet. Zuerst hab ich auch mit raw Dateien versucht, der Kontrast des Diamaterials aber ist wie erwähnt sehr hoch, stark angehobene Schatten sind nicht so schön. Ganz brauchbare jps aus der Kamera gelangen schließlich mit dem eingebauten HDR Modus auf „Auto“ ( drei unterschiedliche Belichtungen werden verrechnet, „Auto Ausrichten“ off ) und Helligkeitsverteilung Schatten +2 Lichter -2. Die beschriebenen zwei Minuten pro Magazin hab ich nicht geschafft, aber zehn, inklusive vorherigem Drehen aller Dias ins Hochformat sind realistisch. Viele Grüße aus Österreich, Helmut.

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