Das Buch kommt unscheinbar daher. Nur DIN A5 groß, dünn, schwarzer Umschlag mit silberner Prägeschrift. Ich habe es ausgepackt und deshalb erst mal nicht beachtet. Dann, als ich es in die Hand genommen hatte, habe ich es nicht mehr zur Seite gelegt, bis ich es zu Ende gelesen hatte.
Auf der Reise durch das Buch begegneten mir hervorragende Beispielfotos, eingängige Erklärungen, warum diese Fotos so gut sind und Hinweise, wie der Leser das auch so hinbekommen könnte. Am Ende des Kapitels dann immer die Aufforderung „Nun gehen Sie raus zum Üben“. Ich denke, wer das macht wird seine Fotos in vier Schritten schnell verbessern können.
Auf fast jeder Seite ist ein Merksatz, eine Empfehlung textlich hervorgehoben. Die Typografie im Buch ist hervorragend. Schriftwahl, Satzbild und Seitengestaltung tragen zur sehr guten Lesbarkeit bei.
Doch nun der Reihe nach: Die Einführung erklärt, dass jede Kamera nur eine Kiste mit einem Loch ist und dass es nicht so sehr auf deren technischen Finessen ankommt, sondern darauf, das wertvollste Instrument zu bedienen: die Augen.
Das gesagt steigt der Autor in das Kapitel Bildkomposition ein und zeigt in 10 Schritten, was ein gutes Bild ausmacht, jeweils an einem Beispielfoto. Nachdem er mit neun Bildern die Regeln erklärt hat, sagt er „Gute Fotos halten sich an Regeln, die großartige Fotos häufig brechen“. Wie wahr. Anderswo habe ich gelesen, man könne Regeln brechen, wenn man sie denn kennt. Das leistet das erste Kapitel hervorragend. Und leider kennen zu viele Fotografen die Regeln nicht gut genug.
Die folgenden vier Kapitel beschäftigen sich mit den Themen Belichtung, Licht, Objektive und dem Sehen.
Das Kapitel „Belichtung“ erklärt die Zusammenhänge und Wechselwirkungen von Blende, Belichtungszeit und Empfindlichkeit und wie und wann man die Möglichkeit der Belichtungskorrekturen an der Kamera nutzen sollte. Sehr gut beschrieben ist der Nutzen der unterschiedlichen Kameraeinstellungen für die Belichtung. Für erfahrene Fotografen ist das eine gute Auffrischung oder auch eine Bestätigung, dass sie es schon immer gewusst haben. Einprägsam unterscheidet der Autor zwischen „The Good“ (P, S, A), „The Bad“ (Szene) und „The Ugly“ (Auto). Glücklicherweise verflucht er nicht den P-Modus, sondern empfiehlt ihn richtiger Weise den Anfängern, die dann allmählich in die anderen Modi hereinwachsen sollen. Wie das geht wird in den Folgeseiten gut verständlich erläutert.
Im Kapitel „Licht“ wird seine unterschiedliche Wirkung erklärt und wie man es für die Bildgestaltung einsetzt und damit umgeht. Hartes und weiches Licht wird unterschieden und wieder an Beispielfotos die Wirkung gezeigt. Farbe und die Bedeutung des Weißabgleichs ergänzen dieses Kapitel. Dann wird noch die Wirkung des eingebauten Blitzes kurz erklärt und wie man besondere Bilder durch Tageslichtblitzen, dem Aufhelllicht bekommt.
Gespannt war ich dann auf das Kapitel „Objektive“ und es hat mich nicht enttäuscht. Einprägsam wird die unterschiedliche Wirkung von Tele und Weitwinkel erläutert. „Objektive ändern grundlegend die Beziehung zum Motiv sowie die Art, Bilder aufzunehmen“, ist ein Merksatz.
Dem „Sehen“ widmet sich das letzte Kapitel. Hier wird nicht mehr über die Technik der Fotografie gesprochen, sondern darüber, was der Fotograf selbst tun muss, um ein gutes Foto zu machen: nämlich nicht nur hinschauen, sondern sehen. Der Satz, der in Erinnerung bleibt ist dieser: „ … und es ist besser den richtigen Moment mit den falschen Einstellungen festzuhalten, als umgekehrt.“
Fazit:
Ein Buch, für das fünf Sterne nicht genug sind. Hervorragend geeignet als Geschenk für angehende und erfahrene Fotografen, für Einsteiger und Experten. Und man kann sich damit auch selbst ein Geschenk machen. Jeder, der eine Kamera neu kauft, sollte dieses Buch dazu kaufen. Aber kleben sie einen Zettel drauf: „Bitte nicht übersehen!“
Produktinformation
- Broschiert: 128 Seiten
- Verlag: Midas Collection; Auflage: 5. Auflage (5. August 2015)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3907100514
- ISBN-13: 978-3907100516
- Größe und/oder Gewicht: 14,1 x 1,7 x 19,8 cm