Rezension: Das Handwerkszeug des Fotografen – In 60 Workshops zu besseren Fotos

von David DuChemin

Ein hervorragendes Buch mit falschem Titel

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Das ist ein hervorragendes Buch für alle Fotografen und die es werden wollen! Es hat fünf Sterne verdient. Einzig der Titel ist falsch gewählt. Als ich ihn gelesen hatte, dachte ich etwas über das Handwerkszeug des Fotografen zu lesen und zu erfahren. Was ist Handwerkzeug? Für mich ist es beim Schreiner die Säge, der Hobel, die Fräse. Beim Fotografen ist es der Blitz, das Stativ, die Kamera, der Filter oder viele andere Geräte. Meine Erwartung wurde erst einmal nicht erfüllt, denn darüber wird in dem Buch von David DuChemin nicht gesprochen. Vielmehr spricht und schreibt er über die Fähigkeiten, die ein Fotograf beherrschen sollte und die er nur durch ständige Übung und Wiederholung der gleichen Übung immer besser lernen wird.

Sein Buch spricht also eben nicht über Handwerkzeug, sondern über Techniken, die es zu lernen gilt. Der englische Originaltitel des Buches macht das vielleicht ein wenig deutlicher: „The Visual Toolbox – 60 Lessons for stronger photographs“. Ich hätte gar nicht erst versucht, das zu übersetzen, sondern zu interpretieren: „Was ein guter Fotograf wissen muss – 60 Lektionen für stärkere Fotos“. Und: Warum übersetzt man eigentlich „lessons“ mit „workshops“? Ein Workshop ist etwas, das man mit einer Gruppe von Menschen gemeinsam macht. In dem Buch geht es aber um Sachen, die jeder Fotograf für sich alleine üben muss; Lektionen eben, die er lernt.

Genug der Kritik. Sprechen wir über das Gute an dem Buch: Die Sprache und seine Übersetzung ist hervorragend und erinnert mich ein wenig an den Schreibstil von Scott Kelby in seinen Büchern zu Lightroom. Der Inhalt des Buches und das Wissen, das vermittelt wird erinnert mich an das Buch von Henry Carroll „BIG SHOTS! Die Geheimnisse der weltbesten Fotografen“. David DuChemin beschreibt alles nur ausführlicher und prägnanter.

Ich weiß nicht, ob Sie zu den Menschen gehören, die das Vorwort eines Buches lesen: Hier lohnt es sich wirklich. „Genauso, wie Sie durch neues Werkzeug kein besserer Künstler oder Handwerker werden, gelingt es auch nicht durch neue Kenntnisse“, steht dort. „Meisterschaft entsteht langsam … Sie kommt stückchenweise mit der Praxis.“ Es ist das wiederholende Üben von Arbeitsweisen und Prozessen in der Fotografie, das der Autor dem Leser zu vermitteln versucht.

Jede der 60 Lektionen – im Buch heißen sie Workshops, obwohl es keine sind – fordert auf, ein Verhalten zu ändern und endet in der Aufforderung, eine dazu passende Übung durchzuführen. Da gibt es unter anderem eine Lektion zum Finden der persönliche Sichtweise, eine Aufforderung das Handbuch der Kamera zu lesen, RAW-Bilder zu optimieren oder überhaupt erst zu nutzen, absichtliche Kamerabewegungen zu erzeugen, Tiefenschärfe zu beeinflussen, das Auge im Bild zu führen, Licht richtig zu nutzen und einzusetzen, den Weißabgleich zu verstehen, Bilder richtig auszurichten und vieles mehr. Jede der 60 Lektionen für sich alleine ist eine wertvolle Übung. Alle zusammen können helfen, einen besseren Fotografen aus Ihnen zu machen. Und jede Lektion hat mindestens ein und oft mehrere Beispielfotos, die sie erläutern und zum besseren Verständnis beitragen.

„Das Geheimnis besteht nicht darin, all das zu lesen, sondern es sich über Monate oder Jahre selbst zu erarbeiten“, schreibt der Autor in seiner Schlussbemerkung. Und wer das Buch nicht gelesen hat, weiß nicht, was er sich in Lektionen erarbeiten muss. Also: kaufen, lesen, erarbeiten. Dazu gehören viele Fotos jeden Tag.

Mein Fazit: 5 Sterne für ein hervorragendes Buch. Besser geht es nicht.

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