Rezension: Mario Dirks – Entfesselt blitzen! – Kreative Fotografie mit Systemblitzen

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Das wichtigste zuerst: Das Video-Training bietet einen kompletten Überblick und Einblick in das entfesselte Blitzen. Das ist hervorragend gemacht. Dennoch hält sich meine Begeisterung für das Training in Grenzen. Ich meine, man könnte da einiges besser machen. Dazu später mehr.

In 10 Kapiteln mit jeweils 6 bis 11 Unterkapiteln werden die Bereiche vom einfachen Blitzen im Studio bis zu etwas schwierigeren Installationen wie Aufnahmen von ins Wasser fallenden Früchten erklärt. Und vielleicht ist das auch schon eines der Probleme dieses Trainings: Es versucht zu Beginn alles für Einsteiger zu erklären und dann am Ende das, zu dem Einsteiger erst nach sehr viel Übung kommen oder es auch vielleicht wirklich niemals machen wollen. Möglicherweise weckt der Titel andere Erwartungen. Eigentlich beschäftigen sich die meisten Videos mit „kreativem Blitzen“ während der Haupttitel der DVD „Entfesselt Blitzen“ heißt und „kreativ“ nur im Untertitel vorkommt.

Das Training beginnt mit einem Einstieg in das Thema. Hier erzählt Mario Dirks hinter einem Tisch stehend etwas über die Entwicklung der Blitztechnik, wie man Blitze richtig einstellt, erklärt Abstand, Leitzahl, Blitzsynchronzeit … alles prima und richtig. Nur müsste hier der Autor erstens nicht selbst erzählen, sondern das könnte ein professioneller Sprecher im off machen, mit einem gut vorgetragenen Text und unterstützt durch zusätzlich eingeblendete, bewegte Bilder und Schlüsselbegriffe zum Mitlesen. Zum Beispiel, wenn erklärt wird, was die Leitzahl eines Blitzes bedeutet und wie man sie nutzen kann. Der Lerneffekt wäre um ein vielfaches höher und alles viel interessanter.

Natürlich muss immer dann, wenn der Fotograf etwas zeigt, er auch selbst erklären, was er macht. Leider ist die Erzählweise von Mario Dirks etwas „atemlos“. Er kommt selten zum Luftholen und moduliert die Stimme recht wenig. Dennoch, was er sagt und wie er erklärt, hat Hand und Fuß. Auch wenn in einigen späteren Lektionen eine Einstellung an Blitz oder Kamera nicht auf Anhieb das gewünschte Ergebnis bringt, finde ich das gut so. Hier kann man lernen, wie man sich an ein Wunschergebnis heran tasten kann und muss und dass nicht immer alles auf Anhieb klappt, auch nicht beim Profi.

Der Einführung folgen Tipps für die Ausrüstung. Hier wird gezeigt aber konsequent darauf geachtet, dass kein Markenname fällt, obwohl die Namen auf den Geräten stehen. Hilfreich wären hier wirklich konkrete Tipps: Welcher Hersteller, welches Modell, welcher Preis. Das bleibt dann dem Lernenden selbst überlassen und es bleibt eine Unsicherheit zurück, ob man denn das richtige kauft.

Das Kapitel 3 erklärt dann, wie man Porträts mit Blitz im Fotostudio macht. Sehr gut erklärt ist hier im Abschnitt 3.2 an einer Schaufensterpuppe, wie man das Licht richtig einsetzt und welche Wirkung die Position der Lichtquelle relativ zum Objekt hat. Butterfly-Licht, Rembrandt-Licht sind Beleuchtungsarten, die hier sehr wirkungsvoll erklärt werden. Ich denke auch, dass es interessant ist, den Unterschied zwischen einer „breiten“ und einer „engen“ Lichtsetzung zu verstehen, der am Beispiel erklärt wird. Insgesamt sind diese 10 Minuten einer der Höhepunkte des Videos. Auch hier könnte man die Begriffe als Text einblenden zur Steigerung des Lerneffekts.

Im gleichen Kapitel werden dann andere Beleuchtungsarten mit hartem und weichem Licht an Beispielen erklärt. Alle diese Aufnahmearten werden an Beispielen hervorragend erklärt. Auch hier wäre hilfreich, dass immer dann, wenn Theorie erklärt wird, dies ein anderer Sprecher es tut und wenn etwas gezeigt wird, der Fotograf erklärt. Das erzeugt Aufmerksamkeit, die den Lerneffekt steigert.

In den Kapitel 4 bis 8 geht die Erklärung von verschiedenen Aufnahmesituationen weiter. Bei den Aufnahmen im Freien hätte etwas mehr Aufmerksamkeit auf die Tonqualität nicht geschadet. Wer niemals „American Night“ fotografieren will, wird dieses Kapitel eher überspringen, verpasst dann aber die Erklärung der Kurzzeitsynchronisation.

Kapitel 5 behandelt sehr spezielle inszenierte Situationen, die nicht jeder genauso nachstellen will, die aber durchaus Anregungen geben können für eigene, ähnliche Fotos.

Kapitel 6 ist möglicherweise wieder interessanter für die, die gerne Sport und Action mit dem Blitz fotografieren und wissen wollen, wie man dabei richtig blitzt. Erklärt wird das mit dem „Mehl-Shooting“ ganz beeindruckend. Aber wer braucht das? In diesem Kapitel fällt auf, was später im Kapitel 10 noch mal passiert: Die Tonqualität bei den Aufnahmen vor dem PC ist Klassen besser, die Stimme weniger hell, sondern eher sonor, wesentlich angenehmer. Man meint es sei ein anderer Sprecher. Wäre doch der Ton immer so! Wo waren die Tontechniker bei den Außenaufnahmen?

Die Produktfotografie in Kapitel 7 ist für viele sicherlich wieder interessanter. An sechs Situationen (Parfum, Cross-Lighting, Uhren, Schmuck, Designerstuhl und Rauch) wird das richtige Blitzen sehr gut erklärt.

Die Fotografie von Lebensmitteln findet sich im Kapitel 8. Gut gezeigt wird unter anderem der Spritzwassereffekt bei einer Erdbeere, die ins Wasser fällt. Wer in der Lage ist, diese Technik zu übertragen auf Situationen, die er selbst darstellen will, bekommt eine sehr gute Einführung in diese Art Fotos zu machen.

Kapitel 9 fand ich sehr interessant: Zubehör zum Blitzen selbst bauen. Gut gemacht und gute Anregungen, die man sonst so nicht häufig findet.

Kapitel 10 behandelt die Bearbeitung der geblitzten Fotos in Lightroom und Photoshop. Insgesamt eine gute Ergänzung des Lernvideos.

Mein Fazit:

Entfesseltes Blitzen gut erklärt, aber nicht gut gemacht. Der Titel versteckt ein wenig, dass der Schwerpunkt bei „kreativ“ liegt. Mit besserem Ton, einem zusätzlichen Sprecher und einer besseren Didaktik wäre es ein richtig gutes Produkt. So nur drei Sterne.

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