Hilfe, das Zoom läuft weg – Schnelle Abhilfe

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Eine befreundete Künstlerin hatte mich gebeten ihre Werke für ein Werksverzeichnis und ihre Internetseite zu fotografieren. Als gelernter Reproduktionsfotograf sollte das keine besondere Herausforderung sein. Mein Stativ von Manfrotto erlaubt es, die Kamera in eine horizontale Position zu bringen und damit Objekte, die am Boden liegen, direkt von oben zu fotografieren. Für die Beleuchtung hatte ich noch einfache Bauscheinwerfer, die in der Vergangenheit bei ähnlichen Anlässen gute Ergebnisse gebracht hatten. Also ans Werk und mal einen Testaufbau machen, damit bei dem geplanten Termin alles funktioniert.

Beleuchtung

Zuerst habe ich mich um das Licht gekümmert. Das Problem der alten Bauscheinwerfer: Es waren Halogenstrahler mit jeweils 500 Watt. Stromverbrauch nicht mehr zeitgemäß. Außerdem werden sie bei langer Benutzung zu heiß. Im Internet habe ich für diesen Typ Lampe einen LED Ersatz gefunden. Die Artikelbezeichnung ist „LED Strahler R7s 118mm COB8-DL, 660lm Tageslicht, 3 COB LEDs 4500K, DIMMBAR, Leuchtwinkel 120°“
Bestellt habe ich bei Highlight-LED-Shop. Der Austausch gegen die alten Halogenstrahler war einfach

Grundbrett

Damit die Bilder, die fotografiert werden sollen, einfach zentriert werden können, habe ich mir ein Grundbrett gebastelt. Der Mittelpunkt wird durch die beiden Diagonalen markiert und dort eingefügte Rechtecke erlauben eine gute Positionierung. Damit ist sicher gestellt, dass die Bilder, wenn die Kamera einmal ausgerichtet ist, immer auf der optischen Achse zentral liegen. Auf dem Grundbrett kann man dann bei Bedarf, wenn ungerahmte Bilder nicht ganz flach liegen auch eine Glasscheibe darüber legen. Die Beleuchtung von zwei Seiten im Winkel von ca. 45 Grad erlaubt reflektionsfreie Aufnahmen auch mit Glas, sofern nicht andere Lichtquellen stören. Zur Reduzierung des Streulichts bei den Aufnahmen könnte man die Grundplatte auch noch matt-schwarz lackieren.

Stativ

Das Manfrotto-Stativ ermöglicht einen schnellen Umbau. Mit dem Kugelgelenk des Stativkopfes kann die Kamera gut in eine waagerechte Position ausgerichtet werden. Hilfreich dabei war die Wasserwaagen-App des Smartphones. Aber auch eine gewöhnliche (kurze) Wasserwage kann das leisten. Der Aufbau sieht so aus:

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Die Herausforderung

Bei den ersten Tests habe ich dann festgestellt, was ich ja eigentlich schon lange wusste, aber jetzt zum Problem wurde: Das Zoom meines Nikon 28-300 mm Objektives bewegt sich ganz langsam nach unten. So ist also eine Nutzung nicht möglich. Objektiv festhalten und Auslösen – schwierig. Abhilfe schafft Klebeband. Aber das ist auch nicht so gut, weil man es immer wieder lösen muss und neu festkleben je nach Größe der Vorlage.

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Also habe ich mich auf die Suche gemacht, ob ich alleine mit diesem Problem bin. (So etwas ist man eigentlich nie). Und tatsächlich habe ich hier eine Lösung gefunden. Da die Webseite in Englisch ist und nicht jeder das gut genug versteht, hier die Beschreibung meiner – leicht modifizierten – Implementierung.

Zwischen dem Zoomring des Objektives und dem Objektiv selbst ist ein schmaler Spalt.

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In diesen Spalt habe ich zuerst – wie in der englischen Anleitung beschrieben – einen dünnen Faden aus Nähseide eingewickelt, dreimal um das Objektiv und dann die Enden verknotet und die überstehenden Fäden am Knoten abgeschnitten. Der Faden dient nun in dem Spalt als Widerstand, der den Zoomring leicht einklemmt und das Absinken des Zooms verhindert. Gleichzeitig ist das Zoom aber noch gut beweglich.

Bei weit ausgezogenem Zoom war die Bremswirkung allerdings noch zu schwach. Außerdem war der Faden am Knoten nicht gut genug im Schlitz versenkt und hing eher etwas locker. Im Fundus der Nähsachen gab es noch einen flexiblen dünnen Faden. Damit habe ich das Prinzip dann verbessert. Vor dem Einfügen des Fadens in den Schlitz habe ich den Faden zum Ring verknotet, etwas kleiner als der Objektivdurchmesser und dann über das Obketiv gespannt und den Ring mit einem spitzen kleinen Schraubendreher in den Ritz gedrückt. Das funktioniert jetzt richtg gut und sieht so aus: obj_2

Der Pfeil markiert den Knoten. Der helle Faden ist leicht zu erkennen. Das ist der Faden:

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sicher geht das auch mit ähnlichen Produkten. Einfach mal ausprobieren. Wenn der Faden elastisch ist, ist das von Vorteil.

Die Aufnahmen

Jetzt kann das Projekt starten. Ich habe zur Vereinfachung des Ablaufs die Kamera an meinen Laptop angeschlossen und mit Nikon Camera Control gesteuert. Im Live View erscheinen die Bilder direkt auf dem Monitor. Man braucht also nicht immer zum Einzoomen auf den richtigen Bildausschnitt in den Sucher zu schauen, der ja etwas ungünstig zu erreichen ist.

Die Arbeitsschritte Bild auf das Brett auflegen, Ausschnitt einstellen, Auslösen, Speichern im Laptop laufen flüssig nacheinander ab.

Belichtet habe ich mit 800 ISO, 0,6 Sekunden und Blende 20.

Die Bearbeitung

Abschließend habe ich alle Fotos in Lightroom bearbeitet. Wesentlich war der saubere Bildausschnitt und die Objetivkorrekturen. Das Bild ganz oben ist aus dieser Serie.

Ein Gedanke zu „Hilfe, das Zoom läuft weg – Schnelle Abhilfe

  1. Lieber Volker,
    da kauft man sich eine teure Kamera mit einem teuren Objektiv und muss dann nicht nur spichwörtlich im Nähkästchen suchen, um eine brauchbare Lösung für Senkrechtfotografie zu finden. Dir gehört für die „Erfindung“ eine goldene Kamera und den Teleobjektiv-Herstellern eine Nachhilfestunde für eine brauchbare Lösung des „Weglauf“-Problems.
    Selbiges hatte ich auch beim Fotografieren aus einem Heißluftballon über den Alpen. Da oben in 5.150 Metern Höhe fehlte mir allerdings das Nähkästchen. Danke für den Artikel.
    Manfred

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