Von ehemaligen Kollegen hatte ich einen Link zu diesem Artikel auf der Plattform Telepolis erhalten. Von einigen wurde er als Fake, Verschwörungstheorie, pseudowissenschaftlich oder unsachlich kritisiert. Es empfiehlt sich das zuerst zu lesen und dann hier zurück zu kommen.
Hier ist meine Meinung dazu.
Man macht es sich aus meiner Sicht zu einfach, diesen Artikel so hinzustellen. Wenn etwas nur pseudowissenschaftlich ist, muss es auch nicht gleich falsch sein. Also bleiben wir kritisch:
Die Bundesregierung basiert ihre Corona-Bekämpfungs-Strategie und die daraus abgeleiteten Maßnahmen stark auf den vom RKI veröffentlichen und in allen Medien täglich dargestellten Zahlen. Strategisches Ziel der Bundesregierung ist die Überlastung des Gesundheitswesens in Deutschland zu verhindern und damit einen optimalen Schutz der Bürger vor schlimmer Erkrankung oder Tod zu erreichen. Letztlich läuft es darauf hinaus die Zahl der Todesfälle durch Corona möglichst niedrig zu halten. Der Virus selbst wird damit nicht bekämpft. Dazu dienen allenfalls die Unterstützung von Forschungen für einen Impfstoff und ein Medikament zur Linderung der Folgen der Infektion.
Bei den Zahlen werden im wesentlichen drei Werte veröffentlicht:
- Die Anzahl der jeden Tag gemeldeten infizierten Menschen getrennt nach Altersgruppen und Geschlecht pro Tag
- Die Gesamtzahl der bereits gesundeten Menschen
- Die Anzahl der an oder durch Corona verstorbenen Menschen getrennt nach Altersgruppen und Geschlecht pro Tag
Bei den Infektionszahlen ist ein taggenaue Darstellung des Infektionsereignisses (Eintritt der Infektion) nicht möglich weil nur das Meldedatum (Eingang der Meldung beim Gesundheitsamt) erfasst wird.
Es fehlt bei der Betrachtung der Zahlen eine für die Statistik und für Rückschlüsse daraus wichtige Zahl: Die Anzahl der täglich getesteten Personen. Die Gesamtzahl und die Zahl der Tests pro Woche gibt es wohl aus unterschiedlichen Quellen, sie wird aber in der täglichen Statistik des RKI nicht veröffentlicht. Nun dürfte es keinen Zweifel darüber geben, dass, wenn ich viel teste ich auch viele Infektionen finde. Deutlich wird das, wenn man sich die Kurve der Infektionen anschaut: Sie hat ein deutliches Loch an Wochenenden. An Wochenenden wir eben vermutlich weniger getestet und auch weniger gemeldet.
Hätte man die Zahl der täglichen Tests, könnte man eine Prozent- oder andere Messzahl für den Verlauf der Infektionen ermitteln. Eine solche Zahl hätte wesentlich mehr Aussagekraft und wäre eine bessere Zahl für weitreichende Entscheidungen. Hinzu kommt, dass die Medien das Spiel mit den großen Zahlen betreiben, die ohne Zweifel Angst bewirken. So gibt es die tägliche Meldung die ähnlich lautet wie: „Die Anzahl der mit Corona infizierten Menschen ist wieder gestiegen …“. Welch ein Unsinn! Sie kann nicht fallen, allenfalls konstant bleiben, wenn sich keiner mehr infiziert, aber es klingt dramatisch. Ähnlich ist es mit den Zahlen der Toten. Groß ist immer reißerisch.
Auch der oft genutzte R-Wert, die Reproduktionsrate bei der Verbreitung des Coronavirus, dessen Berechnungsmethode unbestritten ist, basiert letztlich auf den Meldezahlen, die den Gesundheitsämtern vorliegen. Ein vernünftige Methode mit schlechtem Ausgangsmaterial macht diesen R-Wert nicht besser. Er ist genau so wenig aussagekräftig wie die Meldezahlen, nichts auf dem man folgenschwere Entscheidungen aufbauen sollte.
All diese Zahlen haben dafür gesorgt, dass die Akzeptanz der verordneten Maßnahmen so hoch ist, wie sie ist. Wird sie es bleiben? Psychologen sagen uns, dass ein weiterer Grund für die hohe Akzeptanz ist, dass jeder Einzelne das noch nicht in seiner eigenen Geldbörse, seinem Vermögen, seinem Wohlstand spürt. Das wird sich vermutlich bald ändern.
Tatsächlich zeigen Statistiken, dass die Gesamtzahl der Todesfälle – inklusive der Menschen, die nicht an Corona sterben – In Deutschland stabil geblieben ist und keinesfalls durch Corona stark gestiegen ist. In Deutschland sind im Jahr 2018 pro Tag 2.614 Menschen gestorben. (Quelle) . Von 2017 auf 2018 ist die Zahl um 3% gestiegen und auch in der Vergangenheit bis auf wenige Ausnahmen immer leicht angestiegen. Seit dem ersten Todesfall am 26.2. sind bis heute sind in 62 Tagen 6.126 Menschen an Corona verstorben. Das sind 99 pro Tag und somit – bei der Annahme, dass 2020 ohne Corona 2.773 Menschen pro Tag sterben würden – eine Zunahme von 3,6%. Nicht berücksichtigt dabei ist, dass ein Anteil der an Corona Verstorbenen älteren Menschen in absehbarer Zeit auch ohne Virusinfektion gestorben wäre.
Jetzt könnte man zu der Erkenntnis kommen: „Toll gemacht, Frau Merkel!“. Und im Vergleich zu anderen Ländern ist das ein hervorragendes Ergebnis. Aber was hat das gekostet? Und was wird es noch kosten?
Dann sind wir bei dem anderen Thema des Risikomanagements. Risikomanagement betreibt man um Probleme – ind unserem Beispiel Krisen – zu verhindern oder deren Auswirkung zu reduzieren. In dem Artikel hier habe ich auf das Versagen des Risikomanagements hingewiesen. Die Möglichkeit der heutigen Pandemie wurde schon 2012 als Szenario vorgestellt. Seit dem wurde keine oder zu wenig Vorsorge für den Eintrittsfall getroffen. Hätte man nicht in den vergangen Jahren die App, auf die man heute sehnsüchtig wartet, entwickeln können? Hätte man nicht Schutzkleidung in ausreichenden Mengen bunkern können? Hätte man nicht Alltagsmasken für jeden Bürger lagern können und sie beim Ausbruch der Pandemie verteilt? Hätte man nicht medizinische Schutzmasken und Desinfektionsmittel vorrätig haben können? Hätte man nicht weniger Krankenhäuser geschlossen? Hätte man nicht Notversorgung in Bereitschaft halten können?
„Hätte“ ist das meist genutzte Wort im Fall einer Katastrophe. Hätte der Verunglückte beim Fahrradfahren einen Schutzhelm aufgesetzt, würde er noch leben. Er wusste ja, dass er schwer stürzen kann.
Hätte man Alltags- und medizinische Schutzmasken, Schutzkleidung und Desinfektionsmittel Anfang Februar in ausreichender Menge gehabt, hätte man es schnell verteilt, hätte man nicht oder weniger stilllegen brauchen, keine Kurzarbeit, keine Schulen, kein Kindergärten schließen brauchen. Wir hätten uns viel erspart und gespart.
So kann ich unsere Regierung seit 2012 für ihre Handlungen wahrlich nicht loben. Es ist wie bei Tschernobyl, Fukushima, Flüchtlingswelle: Nur schnelle unüberlegte Handlungen, die sich im Nachhinein nicht als die klügsten erweisen. Und hinterher ist man immer schlauer.
Also bleiben wir kritisch und nicht obrigkeitshörig.
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