Die Schönheit im Gartenreich Wörlitz

VG_850_1660_on1_nc_landscape.jpg

Ein Teil des Wörlitzer Parks aufgenommen vom Bibelturm der St. Petri Kirche.

Das Gartenreich Wörlitz, gelegen im heutigen Sachsen-Anhalt zwischen Elbe und Mulde, ist zusammen mit der Stadt Dessau seit dem Jahr 2000 Weltkulturerbe. Es umfasst neben dem Wörlitzer Park Schloss Oranienbaum und das Luisum, die weiteren Stätten wie Mosigkau, Georgium, Stieglitzer Berg und Großkühnau werden hier nicht betrachtet.

Die Unesco stellt fest: „Das Gartenreich Dessau-Wörlitz ist ein herausragendes Beispiel für die Umsetzung philosophischer Prinzipien der Aufklärung in einer Landschaftsgestaltung, die Kunst, Erziehung und Wirtschaft harmonisch miteinander verbindet.“

Bis vor einem Jahr kannte ich „Wörlitz“ nicht. Erst ein ausgezeichnetes Buch „Wörlitz – Eine Annäherung“ über das Gartenreich mit Fotos von Janos Stekovics und Texten von Thomas Weiß, dem damaligen Direktor der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz hat uns auf das Gartenreich aufmerksam gemacht. Ende August 2018 sind wir hingefahren und ich war mit Janos Stekovics einen ganzen Tag dort auf Fototour.

Für alle, die nicht gerne durch viele Seiten blättern, um sich die Fotos anzuschauen und auch nicht den Text lesen wollen, gibt es hier eine Diaschau der Bilder, auch einzeln zu betrachten und mit 2.000 Pixel Bildbreite:
www.kreartiv.com/fotofile/woerlitz

Fürst Franz

(Text von Edith Gottwald)

Er hat das Gartenreich ab 1764 erschaffen. Leopold III Franz, so sein voller Name, wurde 1740 als ältester Sohn von Leopold II Maximillian von Anhalt-Dessau geboren. Der Vater aus dem Geschlecht der Askanier war preußischer General und hatte für seine Dienste im Heer Besitzungen in Ostpreußen erhalten. Der Vater starb bereits 1751 und so diente der junge Franz in der Tradition der Familie in der preußischen Armee unter der Vormundschaft seines Onkels. In den Siebenjährigen Krieg trat er auch ein, verließ die Armee unter dem Eindruck der Schlacht bei Kolin 1757, wurde 1758 mit Zustimmung des Kaisers (Franz I., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches) für volljährig erklärt und trat die Regierung in Anhalt-Dessau an. Er war damals 18 Jahre alt. Im weiteren Verlauf des Siebenjährigen Krieges hielt Franz sein Fürstentum neutral, musste allerdings als Strafaktion von Preußen auferlegte Kontributionen in Höhe von 180.000 Talern dulden.

VG_850_1601v1_on1_nc_landscape.jpg

Fürst Franz lernte 1756 Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff kennen, Architekt und Architekturtheoretiker, vier Jahre älter als er und den Werten der Aufklärung verschrieben. Er gilt als der bedeutendste Vertreter des deutschen Frühklassizismus. Mit ihm als seinem besten Freund unternahm er ab 1763 mehrere Studienreisen nach Italien, Frankreich, in die Schweiz, nach Holland und England, wo er umfangreiche kulturhistorische und ökonomische Studien betrieb. England, die englische Lebensart als Landlord und die englischen Landschaftsgärten beeindruckten ihn tief. Die Kavalierstour des Fürsten Franz zählt zu den beispielhaften Reisen aufgeklärter Fürsten des 18. Jahrhunderts. Die italienische Reise Goethes (1786-88) steht auch in dieser Tradition.

VG_850_1602v1_on1_nc_landscape.jpg

Vor und während dieser „Findungsphase“ hatte er eine Liebschaft mit der 15-jährigen Tochter des ersten Predigers der reformierten Kirche zu Zerbst und hatte drei Kinder mit ihr (1762,1763 und 1765 geboren). Er trug sich mit dem Gedanken abzudanken und als Landadeliger in dem England zu leben, das ihn so positiv beeindruckt hatte. Friedrich II griff ein und verheiratete ihn schließlich 1767 mit der Prinzessin Luise von Brandenburg-Schwedt (1750-1811), seiner Cousine.

In der nicht glücklichen Ehe wurde die erstgeborene Tochter 1768 totgeboren, der einzige erbberechtigte Sohn, 1769 geboren, starb noch zu seinen Lebzeiten 1814 hinterließ aber einen Sohn. Luise zog sich nach der Geburt des Sohnes ins Graue Haus im Park Wörlitz zurück.

Luisium

Zum 30. Geburtstag schenkte ihr der Fürst das Luisium mitsamt Parkanlagen.

VG_500_9891v1_on1_1400_nc.jpg

Das Luisium, liegt ein Stück von Wörlitz weg Richtung Dessau.

VG_500_9892v1_on1_1400_nc.jpg

Am Eingang des Parks steht ein verschleiertes Bildnis einer Frau. Das könnte gut als Symbol für ihr tugendhaftes Leben durchgehen.

VG_500_9904v1_on1_1400_nc.jpg

Das Haus wurde von Erdmanndorf für Luise nach deren Bedürfnissen gebaut. Es ist ein kleines, aber feines sehr weibliches Haus.

VG_500_9918v1_on1_nc_landscape_nc.jpg

Hier das Ankleidezimmer der Fürstin.

VG_500_9925v1_on1_1400_nc.jpg

Vergessen wir nicht die Rolle der Frauen in der Gesellschaft dieser Zeit. Sie hatten nicht viele Wahlmöglichkeiten, waren immer vom Mann abhängig und im Zweifelsfall wurde eine Frau bei Eheschwierigkeiten „verbannt“, wie es zum Beispiel der Mutter von Luise, der Markgräfin  Leopoldine Marie von Anhalt-Dessau erging, die sich über ihren Mann beschwerte und deswegen von Friedrich dem Großen in ein Schloss in Kolberg verbannt wurde. Vielleicht auch deshalb entschloss sich Luise zu einem tugendhaften und zurückgezogenem Leben.

VG_850_2368v1_on1_1400_nc.jpg

Im Park des Luisiums werden zurzeit neue Deichanlagen angelegt, da es 2013 überschwemmt wurde.

Luise Schoch

Fürst Franz war in Bezug auf Frauen kein Kind der Traurigkeit. Er führte eine langjährige Ehe zur linken Hand mit der Tochter seines Obergärtners Luise Schoch aus der zwischen 1789 und 1792 drei Kinder hervorgingen, parallel dazu gebar ihm eine Geliebte zwischen 1789 und 1793 nochmals drei Töchter. Im Alter von 60 Jahren zeugte er mit einer weiteren Geliebten einen Sohn. Er hatte insgesamt 12 Kinder von denen vier während seiner Lebenszeit starben.

Schloss Oranienbaum

Was ist das Besondere der Wörlitzer Anlagen und des Gartenreichs, das bis in unsere Zeit hineinwirkt? Machen wir uns auf die Suche.

VG_500_9813_on1_1400_nc.jpg

Beginnen wir mit den sichtbaren Unterschieden, die deutlich zeigen wie groß die Veränderungen waren. Wir greifen ein wenig in die Vergangenheit zurück und beginnen mit Schloss Oranienbaum, gebaut in niederländisch barockem Stil mit barocker Gartenanlage.

1681-1685 für Fürstin Henriette-Catharina, Gemahlin von Fürst Johann Georg II von Anhalt-Dessau (Urgroßvater von Fürst Franz) erbaut. Sie war eine Prinzessin von Oranien-Nassau, daher der Name des Schlosses. Barocke Schlösser waren für die Lustbarkeiten des Adels bestimmt und normal Sterblichen nicht zugänglich.

VG_850_2312v1_on1_1400_nc.jpg

Treppenhaus mit Decke im niederländischen Barock, typisch dafür sind die Vögel

VG_850_2273_on1_1400_nc.jpg

Der Sommerspeisesaal. Er liegt im Keller und ist mit Delfter Kacheln mit durchweg religiösen Motiven gestaltet.

VG_500_9770v1_on1_1400_nc.jpg

Das Schloss diente nach 1708 nur noch gelegentlich als Jagdschloss, es wird ab 1780 umgestaltet, ein chinesischer Garten mit Pagode entsteht, Franz lässt Räume in chinesischem Stil umgestalten.

VG_500_9736_on1_1400_nc.jpg

VG_850_2237_on1_1400_nc.jpg

Der Garten mit chinesisch gestalteten Brücken

VG_500_9713v1_on1_1400_nc.jpg

Die Orangerie entsteht 1811.

Während des ersten und zweiten Weltkrieges wird das Schloss verschiedenen Verwendungen zugeführt, die den Zustand stark verändern, eine Zeitlang diente es der russischen Armee als Unterkunft. 1953 wird es Außenstelle des Staatsarchivs Magdeburg, seit 2000 wird es restauriert und ist seit 2003 für die Öffentlichkeit geöffnet. Die Restaurierung in den ursprünglichen barocken Zustand wird noch lange andauern.

Der Wörlitzer Park

Ab 1764 wuchs in dem nur 700 km2 großen Fürstentum, von Elbe und Mulde begrenzt, nach und nach das Gartenreich auf 112 Hektar. Den Mittelpunkt bildet Wörlitz, das rund 20 Kilometer von Dessau entfernt ist.

VG_500_9332v1_on1_1400_nc.jpg

Rund um den vierarmigen Wörlitzer See entsteht nach und nach der Wörlitzer Park mit Hilfe des Gartenarchitekten Johann Friedrich Eyserbeck. Er bildet ein Gesamtkunstwerk mit Seen, Kanälen, Inseln und Auen, Einzelbäumen, Pflanzengruppen und Baumensembles, mit Brücken und Grotten, in deren Sichtachsen das klassizistische Schloss und ein Gotisches Haus sowie Pagoden, Tempel, Urnen, eine Synagoge und ein veritabler Vulkan zu bestaunen sind. Sein ursprünglicher Erhaltungszustand weist heute noch alle natürlichen und künstlichen Gestaltungselemente des späten 18. Jahrhunderts auf. Es ist, als sei die Zeit stehen geblieben.

VG_500_9253v1_on1_1400_nc.jpg

Zu dieser Zeit grassiert nicht nur bei Fürst Franz eine große „Gartenlust“, deren philosophische Verankerung auf Jean-Jaques Rousseau (1712-1778) zurückgeht. Die Rousseau´sche Maxime „Zurück zur Natur“ hatte ein sehr lebhaftes Echo gefunden, was sich auch am Erfolg von Goethes Roman „Die Leiden des jungen Werther“ ableiten lässt. Fürst Franz legt eine Insel mit einer Gedenkurne für Rousseau an.

VG_500_9340v1_on1_1400_nc.jpg

Exkurs: Goethe ist seit 1775 in Weimar und baut seinen Garten an der Ilm auf. Seine Gartenbegeisterung ist groß und er erhält viel Unterstützung vom Herzog. Er macht 1778 seinen ersten Besuch in Wörlitz, seine italienische Reise erfolgt danach 1786-1788. Es gibt, sozusagen mit dem „Werther in der Hand“ mehrere Selbstmorde aus Liebeskummer u.a. auch in Goethes Garten an der Ilm in Weimar.

VG_850_2594v1_on1_nc_landscape_nc.jpg

Der Aufenthalt im Freien ist Trumpf, denn „die frische Lust des freien Feldes ist der geeignete Ort, wo wir hingehören“. Eine neue Leidenschaft für die Schönheit der Natur hat den Menschen ergriffen und sie entdecken sowohl das Gewaltige, Wilde und Majestätische als auch das Liebliche in ihr.

VG_850_2338v1_on1_nc_landscape_nc.jpg

Die Protagonisten dieser neuen Gartenkultur sind davon überzeugt, dass die Naturerscheinungen heftige Gefühle und Stimmungen im Menschen hervorrufen können und gestalten die Anlagen entsprechend. Die Naturbetrachtung soll den Menschen berühren und seine Gefühle wecken. Der empfindsame Mensch will unter freiem Himmel lustwandeln um die Schönheit der Natur und der Jahreszeiten zu erleben, ein bisher unbekannter Genuss für die nicht höfische Gesellschaft. Die Gartenanlagen sollen die Besucher nicht nur erfreuen, sondern auch bessern und belehren und zwar auf die subtile Weise über das Hervorrufen von Emotionen. Die ergreifende Wirkung geht von den Landschaftsbildern aus, da sie in perfekter Harmonie gestaltet sind.

VG_500_9409v1_on1_1400_nc.jpg

Dies ist im Wörlitzer Park, der zu den ersten landschaftlichen Parkanlagen außerhalb Englands gehört, in hervorragender Weise gelungen. In der Nachbildung einer idealisierten Landschaft mit ihren natürlich anmutenden geschwungenen Wegen und Wasserläufen sowie den natürlich wirkenden Baumgruppen drückt sich die Ablehnung feudaler Herrschaftsformen und die „Vergewaltigung“ der Natur durch den Formschnitt und die formalen Strukturen aus. Die Parkanlagen waren im Gegensatz zum Barock, in dem sich nur die höfische Gesellschaft im Park erfreuen konnte, auch schon zurzeit von Fürst Franz für jedermann zugänglich.

VG_500_9619v1_on1_1400_nc.jpg

Der aufgeklärte Fürst hat sich in seinem umfassenden Reformprogramm der Bildung des Volkes angenommen. Er wollte seine Untertanen teilhaben lassen an den großartigen Naturphänomenen und Kunstwerken, die sie selbst wohl nie vor Ort kennen lernen würden. Es handelt sich bei den Bauten teils um direkte Kopien nach Vorbildern, die er in England oder Italien studiert hatte.

VG_850_1954v1_on1_nc_landscape_nc.jpg

Die Reformen auf den Gebieten Bildung, Gesundheitswesen, Sozialwesen, Straßenbau, Land- und Forstwirtschaft und Gewerbe führt die Bauern und Bürger des vom Siebenjährigen Krieg verwüsteten kleinen Fürstentums zu bescheidenem Wohlstand.  Die Intensivierung der Landwirtschaft und des Gartenbaus nach neuesten Erkenntnissen, die Anlage landwirtschaftlicher und technischer Musterbetriebe und die Anlage zahlreicher, von mehreren Baumreihen (meist Obstbäumen) gesäumten Straßen waren Teil einer großräumigen Landschaftsgestaltung auf einer Fläche von etwa 200 km2.

Zeittafel

Schauen wir uns einmal um wer in dieser Zeit lebte und wirkte:

09-11-_2018_13-55-00.jpg

  • Isaac Newton (1642 – 1726) war schon Geschichte
  • Voltaire (1694 – 1778) – Freundschaft mit Friedrich II
  • Friedrich II (1712-1786)
  • Eine wichtige Rolle für die Aufklärung spielt Immanuel Kant (1724 – 1804)
    Er gibt im Jahr 1784 eine einschlägige Begriffsbestimmung: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“ Anstatt kritiklos den vorgegebenen Dogmen von Krone und Kirche, dem Aberglauben und der Tradition zu folgen, soll die Vernunft zum Motor menschlichen Handelns werden. Voraussetzung für vernünftige Urteile ist die Verfügbarkeit gesicherter Informationen, wie sie in Enzyklopädien zugänglich gemacht werden. Z.B. Diderot in seiner 35-bändigen „Enzyklopädie“ (1751–1780).
  • Die Entdecker und Erfinder: James Cook, englischer Entdecker (1728 – 1779); James Watt, schottischer Erfinder (1736 – 1819)
  • Die Komponisten: Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Haydn (1732 – 1809) und Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)
  • Das Weimarer Viergestirn: Christoph Martin Wieland(1733-1813) Übersetzer und Herausgeber zur Zeit der Aufklärung. Wieland war einer der bedeutendsten Schriftsteller der Aufklärung im deutschen Sprachgebiet und der Älteste des klassischen Viergestirns von Weimar, Gotthold Ephraim Lessing, deutscher Schriftsteller (1721 -1781); Johann Gottfried Herder (1744-1803) deutscher Dichter, ÜbersetzerTheologe sowie Geschichts- und Kultur-Philosoph der Weimarer Klassik. Hat den sogenannten Herder Garten in Weimar angelegt, der heute noch zu besichtigen ist. Friedrich Schiller und Goethe (1749-1832) in inniger freundschaftlicher Verbindung mit dem Herzog Carl August nach Weimar seit 1775. Er besuchte zusammen mit dem Herzog Wörlitz dreimal. So schwärmt er 1778 in einem Brief an Charlotte vom Stein: „Hier ist`s jetzt unendlich schön. Mich hat´s gestern Abend, wie wir durch Seen, Kanäle und Wäldchen geschlichen, sehr gerührt, wie die Götter dem Fürsten erlaubt haben, einen Traum um sich herum zu schaffen.“ Goethe und der Herzog wollen nach dem Vorbild vor Wörlitz auch einen Landschaftsgarten anlegen, der auch Schloss Tierfurt einschließt, was aber nie realisiert wird. Goethes Garten an der Ilm in Weimar ist heute noch zu besichtigen.
  • William Turner (1775-1851) malt Naturansichten und revolutioniert die Malerei
  • Peter Joseph Lenné, der prägende Gartenarchitekt des 19. Jahrhunderts wurde 1789 geboren. Seine Schaffenszeit liegt später, genau sowie die von Hermann Ludwig Heinrich von Pückler-Muskau(1785-1871) der sich durch seine Gartenleidenschaft finanziell ruinierte.

Das Wörlitzer Schloss

Für Kunsthistoriker ist das zwei Generationen vor Schinkel entstandene Wörlitzer Schloss (1769-1773) als Gründungsbau des Klassizismus in Deutschland von großer Bedeutung.

VG_850_1698v1_on1_1400_nc (1).jpg

Für Franz hingegen war der breitgelagerte, neo-palladianische Bau Erdmannsdorffs nach englischem Vorbild schlicht ein „Landhaus“. Mit dem Klassizismus und der Neugotik gingen inspiriert durch Fürst Franz von Wörlitz zwei große Architekturstile aus, die ergänzt durch die Landschaftsgestaltung die Kunstentwicklung im damaligen Deutschland und dem kontinentalen Europa wesentlich beeinflussten.

VG_850_1567v2_on1_nc_landscape.jpg

VG_850_1578v1_on1_nc_landscape_nc.jpgDie Sonnenuhr im Ponticus des Schlosses.

VG_500_9297_on1_nc_landscape_nc (1).jpg

Schloss und Kirche St. Petri mit Bibelturm, die als romanische Kirche erbaut war und durch Franz neogotisch überbaut wurde.

Überflutungen

Ein großes Problem des Fürstentums, das die Kulturvierung des Landes immer stark beeinträchtigt hatte, waren die Hochwässer von Elbe und Mulde, die manchmal mehrmals im Jahr auftraten und das Land wie eine flache Schüssel überfluteten.

VG_850_2348_on1_nc_landscape_nc.jpg

Der Fürst entwarf mit der Unterstützung von Erdmannsdorff und dem Amtskammerrat von Raumer einen Deichverbindungsplan. Die bisherigen unzureichenden Dämme wurden verstärkt, an besonders gefährdeten Stellen wurden Schutzhügel aufgehäuft, und in bestimmten Abständen wurden Schuppen errichtet, in welchen Werkzeug zum Dammschutz bereitgestellt wurde.

VG_500_9499v1_on1_1400_nc (1).jpg

Weiterhin wurde ein System von Deichwachen installiert, und bei bestimmten Wasserständen trat ein Schutzplan in Kraft, welcher die Aufgaben des Deichschutzes bis ins Detail vorschrieb. 1770 wurde trotzdem der gesamte Wörlitzer Winkel überflutet.

Diese Aktivitäten wirkte auf die allgemeine Landwirtschaft in einer Art impulsgebend, dass diese zunehmend expandierte, unfruchtbares Land urbar machte, Pflanzungen, Obstgärten und dergleichen anlegte. Das Land muss dem Fremden als blühender Garten erschienen sein.

Der Parkplan

Lassen wir uns von den Landschaften berühren und machen einen Spaziergang durch den Park.

09-11-_2018_14-26-45.jpg

Beginnen wir in unmittelbarer Umgebung des Schlosses.

VG_850_1569v1_on1_1400_nc.jpg

Gedenkurne in unmittelbarer Nähe des Schlosses

VG_500_9235v1_on1_1400_nc.jpg

Die sogenannte Muschelsucherin pittoresk am See aufgestellt

VG_850_1599v1_on1_1400_nc.jpg

Die Schwanenbrücke, die den Eingang zu einem weiteren kleinen Teich bildet

VG_500_9301v1_on1_1400_nc.jpg

Wir gehen in Neumarks Garten: Wie eine Höhle ist der Eingang gestaltet, dunkel und zugewachsen. Dahinter öffnet sich der Blick.

VG_500_9306v1_on1_nc_landscape_nc.jpg

Das Gartenreich steckt voller Symbole und Rätsel.

VG_850_2586v1_on1_1400_nc.jpg

Grotten (hier zum Beispiel Leda mit dem Schwan als Symbol für Verirrungen) und verschwiegene Plätze, Brücken aller möglichen Arten und immer wieder Ausblicke.

VG_500_0037v1_on1_1400_nc.jpg

Hier ist nichts dem Zufall überlassen. Der Blick wird geführt und bietet immer wieder eine neue Anregung. Hier zum Beispiel das Bildnis des sterbenden Galliers.

VG_500_9707v1_on1_1400_nc.jpg

Wir gehen über die Roseninsel zu Schochs Garten. Die kleinen Kanäle werden oft mit Fähren überquert, die man selbst ziehen kann.

VG_500_9370v1_on1_1400_nc.jpg

Das Gotische Haus

VG_850_1880v1_on1_1400_nc (1).jpgWir kommen zum Gotischen Haus, in dem Fürst Franz mit Luise Schoch gewohnt hat. Das Haus wurde vielfach um- und angebaut.

VG_850_2085 Panov1_on1_nc_landscape_nc.jpg

Das Gotische Haus von der anderen Seite

VG_850_1801v1_on1_1400_nc.jpg

Es hat eine üppige Ausstattung mit außergewöhnlichen Fenster, die aus ganz Europa zusammengetragen wurden. Werfen wir einen Blick hinein.

VG_850_1837v1_on1_1400_nc.jpg

Floratempel

VG_850_1903v1_on1_1400_nc.jpgWir gehen zum Floratempel mit seinen gärtnerisch gestalteten Blumenbeeten (Flora). Der Floratempel ist noch Original ausgestatet und wurde zur Zeit von Fürst Franz als Musikpavillon genutzt.

VG_500_9631v1_on1_1400_nc.jpg

Wir gehen über die berühmte Palladio-Brücke,

VG_500_9544v1_on1_1400_nc.jpg

verschlungene Wege und

VG_850_1794v1_on1_1400_nc.jpg

eine weitere Brücke

VG_500_9542v1_on1_1400_nc.jpg

treffen unterwegs den Dornauszieher und

VG_500_9635v1_on1_nc_landscape_nc.jpg

Diana.

VG_850_2055v1_on1_1400_nc (1).jpg

Brücken gibt es viele. Alle sind unterschiedlich gestaltet und haben selbstverständlich Namen.

VG_500_9663v1_on1_1400_nc.jpg

Hier eine aus Eisenhart (einem Ergussgestein) gebaut.

VG_500_9461v1_on1_1400_nc.jpg

Es gibt auch eine Hängebrücke.

VG_500_9458v1_on1_1400_nc.jpg

Darunter ist eine Grotte mit einem stockfinsteren Durchgang. Dadurch entsteht der Eindruck als träte man von der Unterwelt wieder ans Licht. Beeindruckend.

VG_500_9482v1_on1_nc_landscape_nc.jpg

Aus dem Dunkel tritt man zum Betplatz des Eremiten, ein kühler, einsamer, spiritueller Ort mit passender Bepflanzung.

VG_850_1772v1_on1_1400_nc.jpg

Die Eiche ist neben Ulmen, Linden und Eschen die Hauptbaumart im Park. Die alten solitär stehenden Eichen sind die Markierungsbäume, die diversen Wildobstarten prägen die weiten Offenlandschaften ringsum und viele Alleen. Vor den Ulmen hat das Ulmensterben, vor den Buchsbäumen (arborescens, frei wachsende Exemplare) hat der Buchsbaumzünsler nicht Halt gemacht.

VG_500_9534v1_on1_1400_nc.jpg

Wir gehen jetzt ein Stück auf dem Deich und sehen das Wachhaus zum Pferde und dann zum Venustempel, diesmal ganz nah. Der Tempel liegt auf einer kleinen Anhöhe, unter ihm sind weitläufige Grotten ebenfalls stockdunkle verschlungene Gänge über mehrere Ebenen. Dahinter versteckt liegt ein verschwiegener Platz mit einer ganz eigenen Atmosphäre.

VG_850_1970v1_on1_nc_landscape_nc.jpg

Schließlich kommen wir an der goldenen Urne vorbei. Sie ist eine Erinnerung an die totgeborene Tochter von Fürst Franz.

VG_850_2002v1_on1_1400_nc.jpg

Weiter auf der Deichkrone entlang sehen wir auf der einen Seite weites Land, das sich flach bis zur Elbe erstreckt, auf der anderen Seite mannigfache Bepflanzungen. Schließlich kommen wir zum großen Wallloch mit der Amalieninsel.

VG_850_2408v1_on1_1400_nc.jpg

und auf der anderen Seite die Insel der Totenerinnerung mit einer eigenartigen morbiden Stimmung.

VG_500_9960v1_on1_1400_nc.jpg

Insel Stein

Der exotischste Platz ist die Insel Stein mit den Grotten, dem Amphitheater, dem Vulkan, exakt nachgebildet. Der Vulkan kann ausbrechen, was in diesem Jahr wegen der Trockenheit allerdings ausfallen musste.

VG_500_9244v1_on1_nc_landscape_nc.jpg

Sogar südländische Vegetation ist vor dem Eingang zur Villa Hamilton angepflanzt. Die Villa ist eine Nachbildung des Hauses seines Freundes in Neapel. Ein kleines aber fein ausgestattetes Haus.

VG_500_0006v1_on1_1400_nc.jpg

Hier ein Blick Richtung Schloss und dem Bibelturm.

VG_850_2462v1_on1_1400_nc.jpg

Der Stein vom See aus.

VG_850_2454v1_on1_nc_landscape_nc.jpg

Die Grotten natürlich mit einer Venusstatue und einer unterirdischen Bootsanlegestelle.

VG_850_2477v1_on1_nc_landscape_nc.jpg

Eine kleine Grotte mit Sternenhimmel. Die Sterne in der Decke sind mit gelbem Glas ausgelegt. Ein faszinierender Eindruck.

VG_850_2563v1_on1_nc_landscape_nc.jpg

Das Amphitheater wird heutzutage zum Vorführen von Filmen genutzt.

VG_850_2517v1_on1_1400_nc.jpg

Hier noch ein Blick in die Villa Hamilton. Speziell ist, dass die Muster der Decke im Boden in verschiedenen Holzarten gespiegelt sind.

Das Gartenreich Wörlitz überstand die unruhigen Zeiten der Weltkriege relativ unbeschadet. Während der DDR-Zeit war das Schloss Museum und Lager, das Gotische Haus ebenfalls ein Museum. Es gab während der ganzen Zeit glücklicherweise immer Menschen, die die Anlagen gepflegt haben, unauffällig und kontinuierlich.

1989 war Schloss Luisium vom Hausschwamm befallen und auch die Villa Hamilton fast verloren, die Dächer waren marode aber die meisten Kunstschätze glücklicherweise ausgelagert. Die Wiedervereinigung hat die schnelle Sicherung ermöglicht und der Status des Welterbes die weiteren Restaurierungen befördert. Die Arbeiten werden wie zum Beispiel in Oranienbaum noch lange andauern.

VG_850_2384v1_on1_1400_nc.jpg

Auch für diejenigen, die vielleicht nicht in andächtiges Schweigen beim Anblick eines klassizistischen Baus verfallen und deren Freude sich beim Betrachten der Skulpturen durchaus in Grenzen hält, ist die Kraft, die von der gestalteten Natur ausgeht, zu spüren.

Ich denke hier liegt die Botschaft in unsere Zeit, in die Hektik, in die Unverbindlichkeit, in das Virtuelle:

Wir können die Gefühle und Stimmungen, die die die Naturerscheinungen in uns hervorrufen, einfach zulassen und sie als eine Aufforderung zum Innehalten und zur Achtsamkeit verstehen.

Wir können zulassen, dass die Naturbetrachtung uns berührt und Gefühle weckt.

Wir können die Schönheit der Natur und der Jahreszeiten um ihrer selbst erleben und damit einen neuen Zugang zu unserem Inneren finden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert